2017 04 08 04Ihren Vortrag hatte Susanne Demuth in zwei Teile gegliedert, einen theoretischen und einen praktischen Teil. Selbst den theoretischen Teil vermittelte sie sehr anschaulich. So erfuhren die Zuhörer wann und weshalb Straßennamen überhaupt entstanden sind, was primäre und sekundäre Straßennamen sind, nach welchen Arten Straßennamen unterschieden werden und wozu sie eigentlich dienen.

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Noch einen Stuhl bitte

So dienten die primären Straßennamen, also jene die nach ursprünglichen tatsächlichen Gegebenheiten von den Bewohnern selbst vergeben wurden, vor allem der Orientierung. Benannt wurden sie nach Örtlichkeiten (Schlossstraße), Berufsgruppen (Fleischergasse) oder Orten (Baruther Straße). Anfangs wurden die Straßennamen nur verbal weitergegeben.

In Archiven fand Susanne Demuth eine Karte von Zossen aus dem Jahre 1711/12. Auf dieser waren, wenn auch nur schwer leserlich, Straßennamen vermerkt. Insgesamt sei die Datenlage aber ziemlich mau gewesen.

Die sekundären Straßennamen werden im Unterschied zu den primären Straßennamen von Amtswegen vergeben. Eine Bürgerbeteiligung ist dabei möglich. Die Vergabe dieser Straßennamen unterliegt bestimmten Normen. Sie dienten zwar ebenfalls der Orientierung, widerspiegeln aber in besonderer Weise den kulturellen Wandel und überbringen auch politische oder ideologische Botschaften. In der Kaiserzeit Benennung dem jeweiligen Herrschergeschlecht. In der Weimarer Republik wurden Straßen, die an die Kaiserzeit erinnerten, umbenannt. In der Nazi-Zeit wurden Straßen nach führenden Nazigrößen benannt. So gab es fast in jeder Stadt einen Hitler-Platz. In Zossen dagegen nicht. In der Nachkriegszeit vollzog sich eine unterschiedliche Umgestaltung der Straßennamen in der BRD und der DDR. Während in der BRD die in der Nazizeit vergebenen Straßennamen in eher unverfängliche Namen umbenannt wurden, wurden in DDR-Straßennamen nach Kommunisten, antifaschistischen Widerstandskämpfer benannt. Auch eine gewisse Russifizierung der Straßennamen habe stattgefunden. Als Beispiel für Zossen der Leninplatz, die Puschkinstraße. Nach der Wiedervereinigung wurden die sozialistischen Straßennamen wieder umbenannt, meist nach ihrem Ursprung, Leninplatz-Am Kietz.

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Danke Frau Demuth

Oft entstehen bei der Straßenbenennung Cluster, also Wohngebiete, in denen die Straßen nach einem Oberthema benannt werden. So auch in Zossen, wie zum Beispiel nach Partnerstadtbeziehungen – Wittlicher Straße, Swisstaler Straße, Paderborner Straße oder Malern und Grafikern wie Menzelstraße, Feuerbachstraße.

All diese Wandlungen stellte Susanne Demuth in einem Untersuchungskorpus dar, den sie als Herzstück ihrer Arbeit bezeichnete.

Text und Fotos: Dr. Rainer Reinecke

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