2004 06 11 01Neueste Ergbnisse der archäologischen Grabungen in Zossen stellte Ulrich Wiegman, Archäologe und Grabungsleiter in Zossen vor.

So berichtete die Märkische Allgemeine:

Ein Fenster in die Bronzezeit Grabungsleiter Ullrich Wiegmann hielt in Zossen einen Vortrag zur Archäologie der Stadt

SUSANNE-WÖLFLE-FISCHER

ZOSSEN Die Archäologie Zossens stößt auf reges Interesse. Einmal mehr lud der Heimatverein Alter Krug kürzlich zu einem Vortrag zum Innenleben der Stadt ein. Auch dieses Mal fand interessiertes Publikum den Weg in die Weinberge, um sich über die neuesten Ergebnisse der Grabungen zu informieren.

'Das Schrifttum wird – je weiter wir zeitlich zurückgehen – deutlich dünner und Geschichte damit weniger greifbar. Die Archäologie ist in der Lage auf vieles Antwort zu geben, das wir aus der geschriebenen Geschichte nicht erfahren können', erklärte Klaus Voeckler vom Vorstand des Heimatvereins den Anlass, Ullrich Wiegmann als Referenten einzuladen. Der Archäologe ist bereits seit fünf Jahren an den Grabungen in der Stadt beteiligt, die letzten drei Jahre davon als Grabungsleiter.

Wiegmann bot einen interessanten Überblick über die Grabungsergebnisse dieser Jahre und öffnete damit ein Zeitfenster, das von der Bronzezeit bis in die unmittelbare Gegenwart reicht.

Schon 778 vor Christus war Zossen besiedelt
Vor zwei Jahren war es am Müllergraben zu einem sensationellen Fund gekommen. Keramik aus der späten Bronzezeit konnte anhand des dendrochronologischen Gutachtens von Holz am Fundort auf das Jahr 778 vor Christus datiert werden. Das Besondere: Bis dahin war unbekannt gewesen, dass Zossen zu dieser Zeit bereits besiedelt war.

Häufig kam der Archäologe im Laufe seiner anschaulichen Ausführungen auf die „Sondersituation“ der Stadt, wie er es nannte, zu sprechen. Zossen liegt auf einer eiszeitlichen Talsandinsel und damit auf günstigem Siedlungsgebiet, die sumpfige Umgebung erübrigte den Bau einer Stadtmauer. Stattdessen wurden die natürlichen Gegebenheiten des Umlands genutzt und zur Verteidigung Gräben von 1,5 Metern Tiefe angelegt. Angreifer hatten zwar die Möglichkeit durch diese Gräben hindurchzugehen, konnte jedoch nicht mit den darin verlegten Holzschwellen rechnen, die es zusätzlich zu überwinden galt. So blieb ihnen nur übrig, sich beim Überklettern dem Beschuss auszusetzen oder den Rückzug anzutreten.

Mooriger Untergrund – Funde gut erhalten

'Die Erhaltungsbedingungen in diesen Gräben unter Luftabschluss und in Feuchtigkeit sind gut', schätzte Wiegmann die Voraussetzungen ein, die archäologische Erkenntnisse letztendlich ermöglichen.

Vier Gräben wurden etwa in der Baruther Straße entdeckt, angelegt wurden sie in zwei Phasen. Um Siedlungsgebiet hinzuzugewinnen, waren zwei davon später nach außen angelegt worden. Ihre Anlage bezeichnete der Grabungsleiter als 'fortgeschrittene Technologie'. Die Uferböschung war durch behauene Pfosten abgestützt. Stützpfeiler müssen Brückenpfeiler getragen haben, schätzte der Experte ein. Das dendrochronologische Gutachten für einen solchen eichenen Pfeiler, allerdings aus der Berliner Straße, steht noch aus. Er dürfte jedoch mindestens 400 Jahre alt sein.

Aussagen über den Wasserspiegel der Stadt lassen sich anhand von vier mittelalterlichen Brunnen treffen. Sie wurden in der Rosengasse ausgegraben und sind in unmittelbarer Nähe zueinander angelegt worden. Der flachste davon muss zugleich der älteste sein. Als er entstand, war der Wasserspiegel noch höher. Nachdem er trocken fiel, gruben die Menschen dem Wasser hinterher und legten einen tieferen Nachfolger an.

Quelle: Märkische Allgemeine, Zossener Rundschau, 24.06.2004

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